Ich bin David Auth, siebenundzwanzig Jahre alt, Vater von zwei Töchtern und seit einiger Zeit Sammler von Gegenständen aus der Geschichte der Bundesbahn, Bundespost und der Polizeien in der jungen Bundesrepublik.
Die Geburt meiner zweiten Tochter und anhaltende Unruhe im häuslichen Umfeld stürzten mich in eine schwere depressive Episode welche ich ohne Hilfe in jeglicher Art nicht durchwunden hätte. In dieser Depression fand ich zu meiner Leidenschaft: Das junge Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg.
Geboren wurde ich im März 1997 in Eitorf an der Sieg (Rhein-Sieg-Kreis, NRW). Nach dem Besuch der Gemeinschaftshauptschule in Eitorf, welche ich mit dem Hauptschulabschluss nach Klasse 10 Typ A abschloss, begann ich eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-/Heizung- und Klimatechnik und schloss diese mit der Gesellenprüfung ab. Seit 2018 arbeitete ich bis Anfang 2024 ununterbrochen bis zu meiner Diagnose "Depression mit Hochsensibilität" im Beruf und bin seither Arbeitsunfähig.
Kindheit
Nach der Trennung meiner Mutter von Ihrem damaligen Partner welcher auch mein Erzeuger ist, lebte ich behütet von meiner Mutter in einer Wohnung etwas außerhalb des Ortes, wobei die Erinnerungen daran ehr spärlich sind da ich ja nun einmal noch ein kleiner Wurm war. Nach einiger Zeit lernte meine Mutter Ihren heutigen Mann und für mich Vater kennen. Aus der Wohnung zogen wir zu Ihm ins Haus und er akzeptierte und unterstütze mich in jeder Lage, als wäre ich sein eigener Sohn.
Ich durchlebte eine wirklich schöne Kindheit, es fehlte mit an nichts wobei "nichts" nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Eine Sache fehlte doch und das waren die Eltern. Vater als Selbstständiger Bäckermeister und Mama im Verkauf , hatten leider nicht die Zeit, welche man sich als Kind gerne erwünscht. Arbeit von früh bis spät und wenn Vati nach Huse kam, dann ging es meistens ins Bett. Aber die Sonntage waren um so schöner, denn da hatten beide frei. Opa sagte immer: "Wenn wir sonntags öffnen müssen, dann machen wir den Laden dicht!" und daran wurde bis heute nicht gerüttelt.
Jugend
Nach der Grundschule ging es für mich auf die Gemeinschaftshauptschule der Gemeinde Eitorf welche mich leider nie wirklich forderte und auch dort kamen die ersten Anzeichen meiner heutigen Depression ans Licht, leider ist man heute schlauer als damals. Meine Klassenlehrerin hätte mich eigentlich lieber auf einer Realschule gesehen, weil ich dort wohl besser aufgehoben gewesen wäre. Aber wie hätte das funktionieren sollen, wenn ich mich schon in der Hauptschule nicht konzentrieren konnte. Nun ich habe mich mit dem bisschen Aufmerksamkeit für den Lehrstoff durch die Jahre gebissen und einen befriedigenden Hauptschulabschluss abgelegt. Mein Therapeuth würde sagen: „Sie wissen sich auf das wichtige der Themen zu konzentrieren“ und vielleicht hat er damit auch recht.
Mit 14 Jahren begann ich neben der Schule an Samstagen und innerhalb der Ferien in der Forstwirtschaft als Aushilfe zu arbeiten um mein Taschengeld aufzubesser und um meinem damaligen Ziel im Regionalforstamt näher zu kommen. Nun, in den Forst bin ich schließlich nicht gegangen, Lokführer wurde ich auch nicht und so begann ich nach der Schule eine Lehre zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung-& Klimatechnik.
Dreieinhalb Jahre ging es also für mich zweimal die Woche vom Land in die Stadt zur Berufsschule in das Heinrich-Hertz-Europakolleg und auch dort nutzte ich meine Fähigkeit das „unwichtige“ zu ignorieren stets aus, aber auch diese Episode brachte wenig Farbe in meine graue Welt zwischen Schwarz und Weiß.
Neben der Ausbildung engagierte ich mich bei den Eisenbahnfreunden Betzdorf und im Museumsstellwerk Köln-Dünnwald wobei mich die Freundschaft zu meinem guten Freund Marvin ehr nach Köln als nach Siegen zog.
Späte Jugend
Im Januar 2018 kam meine älteste Tochter zur Welt, es begleitete mich eine Mischung aus Freude und Unbehagen, denn eigentlich fühlte ich mich nicht wirklich bereit für ein Kind und doch entschloss ich mich für dieses. Der Liebe wegen verließ ich 2018 mein geliebtes Rheinland und zog zu meiner damaligen Partnerin nach Bremen, dann zog man gemeinsam nach Elmlohe und schließlich nach Cuxhaven. Im Jahr 2022 kauften wir ein gemeinsames Haus und 2023 kam meine zweite Tochter zur Welt und hier ging es eigentlich so richtig los in mir. Meine Depression fand einen Grund um endgültig auf mich einzuwirken. Kurz nach der Geburt verliebte ich mich Hals über Kopf in eine Freundin meiner Ex, dem war aber keine rosige Zukunft versprochen und so zerbrach der Kontakt im November 2023 und ich stand dort mit allem was ich nie wollte. Es reihte sich AU an AU und die Tage versprachen eine Mischung aus grau und fehlendem Antrieb zu allem. Zähneputzen? Was ist das? Duschen? Kenne ich nicht. Es begann eine Verwahrlosung die ich nicht kannte und eine egalität die mir fremd war. Wer ist der Mensch im Spiegel? Bin ich das etwa?
Ich erkannte mich selbst nicht mehr und suchte mir professionelle Hilfe. Joachim Ernst-Hoffeld fand kurzfristig Zeit für mich und so gingen wir seit Dezemder 2023 gemeinsame Wege als Patient und Therapeut. Er half mir vieles zu verarbeiten und meinem „grau“ endlich einen Namen zu geben. Es ist also nicht normal gesehen, dass ich mich nicht konzentrieren konnte, dass alles um mich herum in grau war und das mir fällig der Antrieb zu allem fehlte.
Endlich Erwachsen?
Am 10.03.2025 begab ich mich auf den Weg nach Saalfeld in die Klinik Bergfried. Die Deutsche Rentenversicherung hatte meinem Antrag aus dem August 2024 zugestimmt und die Klinik endlich einen Therapieplatz für mich gefunden.
Fünf Wochen Psychosomatik warteten also auf mich und ich war gespannt wie ich diese durchleben werde. Die erste Woche hielt etliche Seminare, Einführungen und Untersuchungen für mich bereit und bereits dort hatte mich ein „Schatten“ gefunden. Die erste Woche verging und sehr schnell durfte ich Birte und Uli kennenlernen und gemeinsam bildeten wir das „Wessi-Trio“ im tiefsten Osten mit den klischehaften Bananenwitzen und sonstigen Vorurteilen.
Die Tage vergingen und plötzlich war die Hälfte der Zeit gemeistert, dass feierten wir drei bei einem guten Glas Wein im „Weinlädchen“ und dieser Laden wurde zu unserem mittwöchlichen Ritual. Der Uli mit seinem „Domina“, die Birte mit einem namentlich Unbekannten Rotwein und ich, der Liebhaber von süßen Weißweinen. Danke für die schönen Abenden.
Aber zurück zu meinem „Schatten“. Am Sonntagabend der ersten Woche lernte ich Lilly kennen. Lilly? Ja, Lilly.
Lilly ist eine ebenfalls gefallene Seele die ebenfalls zur Reha am Bergfried war. Ich wollte den Abend noch ein wenig raus um den Kopf ein wenig zu lüften und so fragte ich Sie ob sie mitkommen wollen würde. Wir beide fuhren gemeinsam durch den Abend, tranken Energydrinks und hörten Musik. An der Staumauer der Hohenwarthe angekommen erzählte mir Lilly das sie ein Buch über sich und ihre Krankheit schreibt und eine Zusammenfassung für ihre Bezugsgruppe hätte. „Möchtest du meine Geschichte in der Zusammenfassung lesen?“ Ich bat sie darum, dass Sie mir sie vorliest und das Tat sie auch. Fünf Minuten laß sie vor und diese Minuten erschienen mir unendlich. Nicht weil es mich langweilte, sondern weil ich schockiert war von dem zu hören. Es wurde still und lange vielen mir keine Worte dazu ein..
Sie erzählte mir, dass sie mich in jedem Seminar beobachte hat, wie ich rein kam, meistens zu spät und meistens mit Kaffeebecher und wie ich diesen trug „als wäre dieser Kaffee das wichtigste auf der Welt“.
Die Woche verging und wir waren jeden Abend zusammen unterwegs. Wir gingen essen, sprachen über unser Leben und eines Abends passierte es - Unsere Lippen trafen sich. Nicht Wild sondern schüchtern und vorsichtig und aus dem ersten Kuss wurden mehr und schließlich fragte ich Sie am 30.03. ob sie an meiner Seite sein möchte.
Fortsetzung folgt
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